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1. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 303

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
303 49. Das Herz des Vaters bekehret durch die Kinder. In einer Gemeinde in der Schweiz, welche Gott mit einem frommen, in seiner Zucht und Gnade stehenden Pfar- rer gesegnet hat, war, als der Pfarrer im Gebet und Ver- trauen zu Gott sein Amt antrat, das Fluchen und Schwö- ren und der Mißbrauch des Namens Gottes gar sehr ein- gerissen. Der Pfarrer sprach dagegen mit Nachdruck und Ernst auf der Kanzel. „In diesem heiligen Namen," so sprach er, „liegen Kräfte, daß, wenn wir ihn auf rechte Weise im Gebet brauchen, Himmel und Erde durch ihn be- wegt, Herzen durch ihn ergriffen, und die schon im Tode Entschlafenen neu belebt werden. Mißbraucht ihr diesen groß- ßen Namen, so raubt ihr ihm für eure Herzen und eure Zunge die Himmelskräfte, die er für euch haben könnte; ja den einzigen Quell und Brunnen des Lebens, der euch hie- nieden gegeben ist, vergiftet ihr euch ! Denn dieses, wenn es wohl gebraucht wird, wohlthätige, allbelebende Feuer,' wird durch den Mißbrauch für euch zur allverheerenden, furcht- baren Flamme, welche ewig nicht verlöschet." — Bei jeder Gelegenheit sprach denn bald so, bald anders, der liebe, fromme Pfarrer gegen jene eingewurzelte Gewohnheitssünde. Alle seine Worte schienen nicht zu fruchten. Da ging er in die Schule zu den kleinen, unschuldigen Kindern. Diesen stellte er die große Sünde des Fluchens, des Schwörens, des Mißbrauchs des Namens Gottes in ihrer ganzen Ab- scheulichkeit so klar, so eindringend, so einfach dar, daß die Kinder ganz ernst und bewegt wurden. Und was geschah nun? Wenn zu Hause die Kinder ihren Vater oder Groß- vater oder gar die Mutter den großen Namen mißbrauchen hörten, erschraken sie und sagten bittend: „O Vater, o Mut- ter, thut das nicht, denn das ist große Sünde, und Gott wird es strafen!" — Das half. Einige Alte sagten, sie wä- ren wie vom Donner gerührt gewesen, da sie einen solchen Verweis, eindringlicher und beweglicher noch, als der Pfarrer ihn gegeben hätte, aus dem Munde ihrer unschuldigen Kin- der vernommen. Von nun an war in Kurzem das Fluchen und der Mißbrauch des Namens Gottes aus der Gemeinde ßanz ausgerottet, so auffallend, daß, wenn die Bauern auö jenem Dorfe in der Stadt zu Markte standen, die Bauern aus andern Gemeinden ihren Spott mit ihnen, als mit Klausnern und Zausnern trieben, weil sie nie, nach der lei- digen Gewohnheit jener Gegenden, mehr fluchten. Es war

2. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 306

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
306 iente Knospe hervor, auf die sich der Thau des Himmels reichlicher niedersenkt. Das Kind, von welchem hier erzählt werden soll, war eins von denen, von welchen es heißet: ,,Seine Seele ge- fällt Gott wohl, darum eilet er mit ihm aus diesem bösen Leben." Es war, da es starb, noch nicht neun Jahr alt. Ein frommer Prediger, der das Kind im Leben und- im Sterben gekannt, Christian Gerber, erzählt von ihm also: Die kleine Rosina war das einzige Kind sehr armer, aber gottesfürchtiger Eltern. Der Vater lebte als Tagelöh- ner zu Nickern, in der Pfarrei Lockwitz bei Dresden. Er hatte zwar ein eigen Häuslein, aber Nichts darinnen, als was seine Hände von Tag zu Tag, von Woche zu Woche erwarben, so Viel als eben zur Nahrung und Kleidung für ihn und die Seinen' hinreichte. Aber diese seine fleißigen Hände hatten nicht blos gelernt zu arbeiten, sondern auch sich gern zum Gebet zu falten; er betete oft und aus Her- zensgründe mit den Seinen, denn er war fromm. Dieser gute Vater war erst dreißig Jahr alt, da führte ihn Gott zum Krankenlager, von welchem er nicht wieder aufstand. Die Krankheit dauerte einige Wochen. Der Pfarrer Ger- der und sein adjungirter Hohn besuchten ihn oft in seinen letzten Tagen, um ihn zu trösten und zu stärken. Ihm sel- der war der Trost nicht so vonnöthen als seiner armen Frau; denn er war ruhig und gottergeben; die Frau aber sollte von dem lieben Mann und Versorger scheiden, und es war weder Geld noch Brot in dem Hause, als was mitleidige Seelen in's Haus brachten. In dieser Zeit der Leiden war das Töchterlcin des Tagelöhners, damals noch nicht acht Jahr alt, den armen Eltern zum besondern Trost. Wenn der Seelsorger weg war, blieb das Kind an des Vaiers Bette sitzen, sang ihm Lieder vor und betete ihm die Sprüche, die es vom Pfarrer gehört oder in der Schule ge- lernt hatte. Der Vater starb. — Die Wittwe trauerte sehr um ih- • reu frommen, fleißigen Ehemann, und weinte oft viel. Da tröstete das Mägdlein immer die Mutter, wenn sie diese so weinen sah, mit schönen Troftsprüchen aus der heil. Schrift, die sie in der Schule gehört hatte, oder mit Versen auö guten christlichen Liedern, z. B. mit dem Vers aus dem kinderfrommen Liede des Hans Sachs: „Warum betrübst du dich, mein Herz," mit dem Vers: ,„Äch Gott, du bist

3. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 314

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
314 Genua, und Beide leben vermuthlich noch in England, wo ihr Gemahl nach einiger Zeit die reichen Güter eines Ver- wandten erbte. Ich will aufrichtig gestehen, was mich selber an dieser Geschichte am meisten rührt. Am meisten rührt mich, daß der liebe Gott dabei war, als die sterbende Mutter ihre Toch- ter segnete, und daß er eine vornehme Kaufmannsfrau in Rotterdam in Holland und einen braven reichen Engländer am welschen Meere bestellt hat, den Segen einer armen ster- benden Wittwe an ihrem frommen Kinde gültig zu machen. Weg' hat Er aller Wege, An Mitteln fehlt's Ihm nicht. §t6ei 54. Sanftmuth. In einer bedeutenden Provinzialstadt Frankreichs lebte ein biederer Pfarrer, der nicht nur ein wackerer Prediger, sondern auch ein treuer Hirt, ein liebender Vater seiner Ge- meinde war. Trost, Hülfe und Beruhigung zu bringen, wo es Noth that, dies war des edlen, frommen Mannes eifrig- stes Bemühen. Obgleich er indeß zu den eingesammelten Almosen den größten Theil seines eigenen Einkommens hin- zuthat, so fehlte cs ihm doch nicht selten an Mitteln, um der Noth der zahlreichen Armen seines Sprengels abzu- helfen. r\ Einst suchte eine verheerende, ansteckende Krankheit die Gemeinde des wackern Mannes heim. Tod und Verderben bringend waren ihre Wirkungen. Keine Familie blieb ohne Krankheit; in jedem Hause, in jeder Hütte lag ein Todter oder ein Sterbender; aber überall auch erschien der treue Pfarrer, den Leidenden helfend mit Speise, Pflege und Arze- nei. Sein tröstendes Wort beruhigte die Verzweifelnden, seine Hülfe rettete Manche vom Tode. Indessen vermochte er doch nicht die große Anzahl von Kranken aus der arbeitenden Klasse, von denen die Meisten in gesunden Tagen sich und ihre Familien nur durch ihrer Hände Arbeit ernährten, mit allen erforderlichen Bedürfnissen zu versehen. Was that der edle Mann? Sich selbst ver- gessend, verkaufte er seine besten Habseligkeiten, selbst sein entbehrlichstes Kirchengeräthe, um den Notleidenden mit dem Ertrage zu helfen, und der siegreichen Gewalt, welche die einfache, schmucklose Frömmigkeit nie ohne glücklichen Erfolg ausübt, verdankte er ansehnliche Beisteuern seiner bemiltel-

4. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 58

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
58 Klöstern die schrecklichsten Greuel verüht wurden. Dem Papste waren sie indessen immer sehr willkommene Leute, weil sie durch keine Familienbande an den Staat gefesselt waren, und daher ganz zu seiner Verfügung standen. Vorzüglich erge- den waren ihm die sogenannten Bettelordcn, d. i. diejenigen Mönche, welche außer dem Gelübde der Keuschheit auch noch das der Armuth und des unbedingten Gehorsams leisteten: die Franziskaner (gestiftet von dem h. Franziskus, geb. 1200) und die Dominikaner (von Dominikus 1170 —1221). Diese Letzteren bildeten das eigentliche streitbare Heer der Päpste, durch welches sie die Ketzer auf eine schreckliche Weise verfolgten. Den Dominikanern war die sogenannte Inquisition, ein Ketzergericht, anvertraut, welches Diejenigen schon vor sich forderte, welche auch nur in einem verbotenen Bucke gelesen hatten, durch die fürchter- lichsten Martern sie zu jedem beliebigen Geständnisse brachte und dann auf die grausamste Weise hinrichtete. In Spa- nien sollen allein 34000 Menschen durch dieses Gericht ver- brannt worden sein. Zu den von den Päpsten verbotenen Büchern gehörte aber auch die Bibel. Arme Leute waren damals freilich gar nicht einmal im Stande, sich eine Bibel anzuschaffen, denn sie kostete wohl 300 Gulden; wenn aber nun Einer mit vielen Kosten eine solche erlangt hatte, so durfte er bei Todesstrafe nicht darin lesen. Und warum nicht? Damit die Leute in der tiefsten Unwissenheit erhalten würden und nicht merkten, daß die Päpste wider Gottes Wort redeten und thaten. Und die Finsterniß wurde denn auch über alle Beschreibung groß. Die Geistlichen konnten selten lesen, viel weniger predigen. Ihr Geschäft in der Kirche war, daß sie unter unverstandenen lateinischen Gebeten, vielem Bekreu- zen und Kniebeugen vorgeblich den Leib Christi für Leben- dige und Tode opferten (vergl. Hebr. 10, 12—14.), was man die Messe nannte. Das Volk zählte dann an dem Rosenkränze, einer Schnur von Kügelchen, die Hunderte von Vater-Unsern ab, die es sprach, rief nicht Christum, sondern die Jungfrau Maria und alle Heiligen, deren Zahl die Päpste täglich vermehrten, in schwärmerischer Andacht an; und schätzte sich selig, wenn es recht viele Reliquien be- kommen konnte, unter denen man z. B. selbst eine Sprosse von der Leiter, die Jakob im Traume gesehen hatte, und einen Strahl von dem Sterne der Weisen aus dem Mor- genlande vorzuweisen sich nicht scheute. Seine Sünden

5. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 78

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
78 Tropfen wahrer Liebe ist mehr werth, als ein ganzes Meer der Wissenschaft aller Geheimnisse." Auch er verbreitete durch sein gottseliges Beispiel, - durch seine eindringlichen bi- blischen Predigten und durch seine wahrhaft erbaulichen Schrif- ten einen weithin reichenden Segen, und vor Allem hat er sich einen unsterblichen Namen durch die Stiftung des Waisenhauses in Halle gemacht. Mit 4 Thlr. Ih Gr., welche ihm zur Unterstützung armer Kinder eingehändigt wa- ren, fing er das Werk an; und jetzt bilden die Gebäude des Waisenhauses zwei über 800 Fuß lange Straßen und viele Tausende armer Waisenkinder haben hier Obdach und Nah- rung und eine christliche Erziehung erhalten. Und dies Werk hat er allein durch seinen Glauben und durch das Gebet vollbracht. Oft hatte Francke nicht einen Groschen, um die vielen beim Bau beschäftigten Arbeiter zu bezahlen. Da pflegte er zu sagen: „Das ist ein Zeichen, daß Gott helfen will!" Und er ging in sein Kämmerlein und betete, und nie blieb die Hilfe aus. Aus diesem Waisenhause und den damit verbundenen Anstalten sind viele fromme Leute her- vorgegangen, welche zur Wiederbelebung der Kirche beige- tragen haben; und unter sie gehört auch der Graf Nico- laus Ludwig von Zinzendorf. Er war 1700 zu Dresden geboren, und hatte schon als Kind eine solche Liebe zum Heilande, daß er immer Briefe an ihn schrieb. In seinem zehnten Jahre kam er nach Halle, und harte hier eine sonderliche Freude an Francke's Predigten und Umgänge. Vorzüglich ergriff ihn der Gedanke, den Dieser, wie früher schon Spener, oft äußerte, daß die Verbesserrrng der Kirche von kleineren frominen Vereinen in derselben ausgehen müsse. Und er ist nun auch Stifter eines solchen Vereins gewor- den, den man die „Brüdergemeinde" nennt. Die äu- ßere Veranlassung dazu gaben arme Flüchtlinge der Nach- kommen der alten Waldenser in Böhmen, böhmische und mährische Brüder genannt, welche auf seinem Gute Ber- thelsdorf in der Oberlausitz freundliche Aufnahme fanden. Diese bauten an der Seite des Hutberges das Dorf Herrn- hut, und führten hier ein stilles, fleißiges und frommes Le- den; zu ihnen sammelten sich bald viele Gleichgesinnte, und der Graf beschloß, diese Alle nun zu einer Gemeinde zu vereinigen, die nach dem Muster der apostolischen Kirche eingerichtet werden sollte. Zu dieser Gemeinde sollte Jeder gehören können, der den Heiland von ganzem Herzen lieb -habe, er sei nun lutherisch oder reformirt oder habe den

6. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 277

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
277 lange stehen und lernst deine Lection, bis Fraulein Hillyard dir erlaubt, wieder hervorzutreten. Und vergiß nie wieder, daß du jetzt unter Vormündern und Pflegern, so wie künf- tig unter einem von Gott gegebenen Gesetze stehst." — Das ist in der That eine feine, christliche Erziehungs- weise, die sich jeder Beamte, Kaufmann, Bürger und Bauer, der ein Kind hat, auch wenn es kein Erbprinz ist, wohl merken und als gutes Muster zu Herzen nehmen sollte. 39. Das gute Heilmittel. Kaiser Joseph in Wien war ein weiser und wohlthäti- ger Monarch, wie Jedermann weiß; aber nicht alle Leute wis- sen, wie er einmal der Doctor gewesen ist und eine arme Frau geheilt hat. Eine arme, kranke Frau sagte zu ihrem Büblein: Kind, hol' mir einen Doctor, sonst kann ich's nim- mer aushalten vor Schmerzen. Das Büblein lief zum ersten Doctor und zum zweiten; aber keiner wollte konimen, denn in Wien kostet ein Gang zu einem Kranken einen Gülten, und der arme Knabe hatte Nichts als Thränen, die wohl im Himmel für gute Münze gelten, aber nicht bei allen Leu- ten auf der Erde. Als er aber zum dritten Doctor auf dem Wege war, fuhr langsam der Kaiser in einer offenen Kutsche an ihm vorbei. Der Knabe hielt ihn wohl für einen rei- chen Herrn, obgleich er nicht wußte, daß es der Kaiser sei, und dachte: Ich will's versuchen. „Gnädigster Herr," sagte er, „wollet Ihr mir nicht einen Gulden schenken? " Seld so barmherzig!" Der Kaiser dachte: Der faßt's kurz und denkt, wenn ich einen Gulden auf einmal bekomme, so brauch' ich nicht sechzigmal um den Kreuzer zu betteln. „Thut's ein Zwanziger nicht auch?" fragt' ihn der Kaiser. Das Büblein sagte: Nein, und offenbarte ihm, wozu er des Geldes be- nöthigt wäre. Also gab ihm der Kaiser den Gulden, und ließ sich genau von ihm beschreiben, wie seine Mutter heiße, und wo sie wohne, und während das Büblein zum dritten Doctor springt, und die kranke Frau daheim betet, der liebe Gott wolle sie doch nicht verlassen, fährt der Kaiser zu ihrer Wohnung und verhüllt sich ein wenig in seinen Mantel, also daß man ihn nicht recht erkennen konnte, wer ihn nicht darum ansah. Als er aber zu der kranken Frau in ihr Stüblcin kam, meint sie, es sei der Doctor und erzählt ihm ihren Umstand und wie sie noch so arm dabei sei und sich nicht pflegen könne. Der Kaiser sagte: „Ich will Euch denn jetzt ein Recept verschreiben," und sie sagte ihm, wo des Büb-

7. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 71

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
71 Katharina von Bora, eine ehemalige Nonne, zum Weibe, mit welcher er sein Lebtag eine vergnügte, glückselige Ehe führte, und welche ihm sechs Kinder gebar, welche er in der Zucht und Vermahnung zum Herrn auferzog. Im Jahre 1527 reifete Luther im ganzen Lande um- her, um zuzusehen, wie cs mit den Kirchen und Schulen stände. Da mußte er aber viel Jammer und Elend sehen an der gräulichen Unwissenheit der Gemeinden und auch der Prediger; er that aber, was er konnte, um dem Unheil ab- zuhelfen, und schrieb zur Unterweisung aller Unwissenden im Jahre 1529 den Katechismus, den wir noch jetzt in den Schulen haben, hat auch noch Niemand bis jetzt ein besser Lehrbuch für die Jugend schreiben können. Im Jahre 1529 hielt der Kaiser wieder einen Reichs- tag in Speyer. Da wollten die Anhänger des Papstes, daß Alles beim Alten bleiben sollte; aber die evangelischen Fürsten legten dagegen eine Protestation oder Widerspruch ein, wovon sie den Namen Protestanten bekamen; und die- sen Widerspruch erneuerten sie im Jahre 1530 auf dem Reichstage zu Augsburg, wo sie am 25. Juni ihr Glau- bensbekenntniß, welches Melanchthon verfaßt hatte, und das man insgemein die Augsburgische Confession nennt, im Beisein des Kaisers und aller Stände des Reichs feierlichst übergaben. Doctor Bayer las dasselbe mit lauter Stimme vor, und in demselben wurden alle Mißbräuche der päpstlichen Kirche gerügt und alle Artikel des rechten christ- lichen Glaubens klar und deutlich nach der Schrift ausein- andergesetzt, sonderlich, „wie alle Menschen vom Mutterleibe an voller böser Lust und Neigung sind, und keine wahre Gottesfurcht, keinen wahren Glauben an Gott von Natur haben können, daher alle verdammt sein müssen; wie aber Christus, wahrer Gott und Mensch, alle Sünde versöhnet hat, und daß wir nicht durch unser Verdienst und Werk die Vergebung der Sünden erlangen können, sondern daß wir allein aus Gnaden um Christus willen durch den Glauben gerecht vor Gott werden können." Dieses Glaubensbekennt- niß isi noch bis auf den heutigen Tag das Bekenntniß der evangelilchen Kirche, welche damit eigentlich erst ihren An- fang genommen und gleichsam auf dem Reichstage zu Augs- burg ^ihren Geburtstag gefeiert hat, Je einmüthiger und fester ab^die evangelischen Fürsten nun auftraten, desto mehr wütheten auch ihre Feinde gegen sie. Es drohcte jeden Augenblick ein mörderischer Krieg

8. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 79

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
79 Glauben der mährischen Bruder. Der Graf gab der Ge- meinde aber auch eine Verfassung, durch welche dafür gesorgt wurde, daß theils das christliche Leben nicht ohne Pflege blieb, theils unwürdige Mitglieder sogleich ausgeschlossen wurden. Sie hat sich in kurzer Zeit nicht allein über ganz Europa, sondern auch in andere Welttheile hin verbreitet, und ist ein großer Segen für die ganze Kirche geworden. Sie hat zur Zeit ihrer Stiftung, ungeachtet mancher Eigenheiten, die'sich in ihr zeigten, einen großen Einfluß auf die Erweckung eines lebendigen Glaubens in der Kirche geübt, in den Zei- ten des Unglaubens ist sie eine Zufluchtsstätte des wahren Glaubens gewesen, und vor Allem hat sie sich unsterbliche Verdienste um die Mission erworben, welche durch sie eigent- lich in der neuern Zeit zuerst recht angeregt ist. Um dieselbe Zeit ungefähr waren in England für die Erweckung des christlichen Lebens Leute thätig, welche viele Aehnlichkeit mit der Brüdergemeinde haben. Es sind die Methodisten, welche den Namen von einer neuen Me- thode oder Art der Frömmigkeit haben, welche man an ih- nen bemerken wollte, obgleich sie eben nur die rechte Fröm- migkeit wollten, die freilich der Welt sehr oft als eine neue erscheint. Gestiftet ist die Gesellschaft der Methodisten von zwei sehr frommen Männern, Joh. Wes ley (geb. 1702) und Georg Whitesield, welche mit der Brüdergemeinde bekannt geworden waren; wie sie, überall auf einen lebendi- gen Glauben drangen und mit solcher Gewalt predigten, daß oft 50000 Zuhörer auf den Feloern von London um sie ver- sammelt waren. Die Methodisten haben eine ähnliche Kir- chenverfassung, wie die Brüdergemeinde, und haben sich ebenfalls sehr verdient um die Mission gemacht. Es gibt in England außer ihnen noch viele kleinere religiöse ^Gesell- schaften, die bald mehr, bald weniger christliches Leben in sich haben, deren Grundsätze aber auch bald mit mehr, bald mit weniger Irrthum verknüpft sind. Dahin gehören die 'Baptisten, welche die Kindertaufe verwerfen, und viele Gleichgesinnte auch in Deutschland und Holland haben, wo man sie Mennoniten nennt; die Quäker, welche sich auf ein inneres Licht berufen, durch welches sich Gott jedem Menschen unmittelbar offenbare, und welches sie viel höher achten, als die Bibel, daher auch keinen eignen Lehrstand haben, und . die Taufe und das Abendmahl nur geistig ge- noffen wiffen wollen; die Swedenborgianer, welche von

9. Bd. 2 - S. 146

1837 - Eisleben : Reichardt
146 Europa. Eigenthum besaßen, herstammende Mauer von den Vorstädten Kas- sim Pascha, Pera und Topchana getrennt, und auf der vierten halbkreisförmig vom Kanäle und Hafen umgeben. Die heutigen Ein- wohner von Galata sind, so wie die von Pera, Abkömmlinge der ehe- maligen -Italienischen Kolonisten, welche im Mittelalter sich hier nie- derließen und sich mit den ursprünglichen Griechischen Einwohnern ver- banden. Die Bauart dieser Vorstadt ist, so wie die von Pera, ganz der der Hauptstadt gleich. Die Straßen sind eben so schmal und dun- kel, und die Hauser meist nur schlecht von Holz erbaut, bis auf einige wenige der reichen Handlungshauser und in Pera die Pallaste der Europäischen Gesandten. Galata und Pera sind, als die ehemaligen und jetzigen Wohnplatze abendländischer Christen, die einzigen Vorstädte Constantinopels, wo man Römisch-katholische Kirchen findet. — Die Vorstadt Pera liegt nördlich von Galata, zwischen Kassim-Pascha (west- lich) und Topchana (östlich). Auch führt Pera bei den Türken den Namen Beg joli d. h. Fürstenstraße, wahrscheinlich davon, daß seit der Hälfte des 16. Jahrhunderts diese Vorstadt den christlichen Gesandten zu ihrem Wohnorte angewiesen worden ist. Pera, von Ga- lata durch eine Mauer geschieden, steht auf dem Rücken des Hügels, dessen Abhang von den Vorstädten Galata und Topchana eingenom- men wird. Weiter nordwärts zieht sich das langgestreckte Pera bis zu der noch weiter hinauf gelegenen Vorstadt St Dimitri. Auch in Hinsicht der Bewohner sind beide Vorstädte Galata und Pera heut zu Tage sehr scharf von einander getrennt. Während Galata größ- tentheils von Kaufleuten, Krämern und Matrosen bewohnt wird, beste- hen die Einwohner Peras, außer den fremden Gesandten und deren Gefolge, welches durch Europäische Reisende vermehrt wird, aus einer Anzahl Familien von Genuesisch-Griechischer Abkunft, welche sich selbst am liebsten Peroten nennen hören. Ein halbes Dutzend solcher zahlreicher, unter einander verschwägerter Familien haben sich schon seit zwei Jahrhun- derten in den ausschließlichen Besitz aller untergeordneten Stellen der frem- den Gesandtschaften gesetzt; besonders werden aus ihnen die Dragomans (Dollmetscher) gewählt. Durch das Galata-Serai (ein kaiserlicher Pallast, worin die zum Pagendienste bestimmten Knaben ihre erste Erzie- hung erhalten) wird Pera in 2 Hälften getheilt, wovon die untere, beim Kloster der Mewlewi (f. oben) beginnende die größere und schönere ist, indem hier die Palläste der fremden Gesandten liegen; *) die obere Halste hat nur schmutzige und unbedeutende Häuser. Im August 1831 *> Die Palläste der Gesandten sind aus Holz gebaut und stehen hinter den Häuserreihen, welche die große Straße von Pera ausmachen; man gelangt durch kleine Alleen, zuweilen durch kleine nicht sehr- bequeme Straßen dahin, befindet sich jedoch bald mitten in Gärllcn und Höfen. Übrigens wohnen die Gesandten nur den Winter hier; im Sommer haben sie ihren Aufenthalt in dem am Bosporus gele- genen Dorfe Bujukderch.

10. Bd. 2 - S. 308

1837 - Eisleben : Reichardt
308 A sien. verstehen alle irgend ein Handwerk und jeder von ihnen hat seine Werkstatt. Die meisten Mönche stammen von den Griechischen In- seln ; in der Regel bleiben sie nicht langer als 4—5 Jahre, und keh- ren dann in ihr Vaterland zurück, stolz daraus, Dulder und Märtyrer unter den Beduinen gewesen zu seyn; einige indessen sind 40 Jahre hier gewesen. Sie haben eine Bibliothek von 1300 Banden in Grie- chischer Sprache und 700 Arabische Manuscripte. Das Kloster ist nicht, wie Seetzen behauptet, der heil. Katharina, deren Reliquien bloß hier aufbewahrt werden, gewidmet, sondern der Verklarung. Die ge- wöhnlichen Besucher des Klosters sind die Beduinen. Bei ihnen gilt es als eine hergebrachte Sitte, daß wer von ihnen kommt, Brod zum Frühstück und Abendbrod empfangt, welches ihnen vom Fenster aus hinunter gelassen wird, da kein Beduine, die Diener des Hauses aus- genommen, ins Kloster hinein gelassen wird. Es vergeht kein Tag, daß das Kloster nicht für 30—40 Personen von den Beduinen Brod zu liefern hatte. Im Winter ist der obere Theil des Sinai und des St. Katha- rinenberges mit tiefem Schnee bedeckt, der oft dann beide Berge unzu- gänglich macht. In dem Thale zwischen dem Sinai und dem St. Katharinenberge, welches el Le d scha heißt, liegt das Kloster El Er- bayn, d. h. die Vierzig, welches von einer Familie der Dsche- balye *) bewohnt wird, die die Aufsicht über den dazu gehörigen Gar- ten haben, der den von den unfruchtbaren Bergen Herabkommenden einen reizenden Ruheplatz darbietet. In der Nachbarschaft dieses 3373 F. hoch gelegenen Klosters sind ausgedehnte Anpflanzungen von Oli- venbaumen. 20 Minuten von diesem Kloster zeigt man einen Gra- nitblock, welches der Felsen seyn sott, aus welchem, als Moses ihn mit seinem Stabe schlug, Wasser hervorsprang. Der Fels ist etwa 12 F. hoch, und hat auf seiner Oberflache etwa 20 Öffnungen, aus denen das Wasser hervorgeströmt seyn sott. Man sieht aber bei dem ersten Anblick, daß die meisten dieser Spalten nicht natürlich, sondern von *) Die Dschebalye d. h. Bergbewohner sollen von den Sklaven abstam- men, welche Justinian, als er das Kloster des Sinai erbaute, zum Dienst der Mönche herschickte. Sie wurden in der Folge Muselmän- ner und unterscheiden sich jetzt weder an Gesichtszügen noch Sitten von den andern Beduinen, vcrheirathen sich bloß unter einander und bilden eine besondere Gemeinde, die etwa aus 120 bewaffneten Män- nern besteht. Sie sind ein sehr starker und kühner Menschenschlag und die Diener des Sinai-Klosters. Je Z und Z kommen nach der ' Reihe ins Kloster und sind die einzigen, denen der Zutritt innerhalb der Mauern gestattet ist; doch dürfen sie nicht im Hause schlafen. Einige lagern in den Bergen rund um den Moses- und Katharinen- berg herum, der größere Theil aber wohnt in den an diesen Bergen gelegenen und dem Kloster gehörigen Gärten, mit der Verpflichtung, die Hälfte der Früchte an das Kloster zu liefern. Auch haben sie das ausschließliche Recht, die Pilgrime und Fremden nach den heiligen Orten des Sinai hinzuführen.
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